Von Scham, Schmerz und Heilung: Meine Reise zu mir selbst

Ich habe mich auf einer neuen Ebene kennengelernt und meine Mission, Aufklärung über sexualisierte Gewalt zu betreiben, erfüllt, indem ich im SWR Nachtcafé Podcast ein Interview gegeben habe.

Ich habe kürzlich ein Vorgespräch und ein Interview mit dem SWR Nachtcafé geführt, um über meine Erfahrungen zu sprechen. Mein Interview ist eine emotionale Reise, die mich an meine Grenzen gebracht hat, aber auch mein Selbstvertrauen und meine Kraft gestärkt hat. Dies ist mein Eintrag auf meinem Blog, wo ich meine Leser einlade, mich auf meiner Reise zu begleiten und sich meine Story anzuhören. Bist du bereit, meine Geschichte zu hören und mitzuerleben, wie ich über meine Traumata hinwegkomme? Bleib dran und lese mehr über meine Mission. Höre mein Interview im SWR Nachtcafé, um die versteckten Anteile in dir zu entdecken und zu transformieren. Ich bin hier, um dich zu begleiten und dich auf deiner Reise zu unterstützen.

Erzählung vom Vorgespräch beim SWR 

Ich habe ja bereits von dem Interview beim SWR erzählt (Klicke Hier um den ersten Blogbeitrag zu lesen). Seitdem hat sich einiges getan. Mein Vorgespräch mit einer Mitarbeiterin des Nachtcafés. Damit möchte ich anfangen. Wie das für mich war und was es mit mir gemacht hat. 

Ich saß in Teneriffa in einem Zimmer auf einem Bett und blickte auf das Meer, und hatte eine wirklich freundliche und empathische junge Frau am anderen Ende der Leitung. Nach ein paar höflichen Floskeln, um uns etwas besser kennenzulernen, stiegen wir direkt in die Thematik ein. Das Thema der Podcastfolge lautet sexueller Missbrauch in Vereinen. 

Ich kann mich schon gar nicht mehr genau erinnern, was ich alles gesagt habe und wie genau das Gespräch ablief. Zum einen ist es jetzt über einen Monat her, und zum anderen war es nicht leicht für mich, über alles zu sprechen. Doch grob fingen wir bei meiner Kindheit an und arbeiteten uns bis in die Gegenwart durch. Für mich war es so schwer, meine Geschichte preiszugeben. Ich verlor mich immer wieder in Einzelheiten, sprang von Erlebnis zu Erlebnis und vergaß oft den Faden. Ich erzählte und manchmal entfiel mir, was ich überhaupt sagen wollte; ich stand teilweise neben mir selbst. Mein T-Shirt wurde mehr und mehr durchgeschwitzt, aber ich merkte in dem Moment nicht viel mehr als das; doch irgendwie schaffte ich es da durch. Ich gab mein Bestes; am Ende war ich nur froh, dass es vorbei war – aber damit war es noch nicht ganz vorbei für mich: 

Nachwirkungen des Vorgesprächs 

Die folgenden Tage waren von tiefer Schwere und großem Schmerz geprägt – ich kann gar nicht richtig beschreiben, was da in mir vorgeht; ich kenne diese Zustände, in denen mein Herz schmerzt, ich keine Hoffnung mehr sehe; mich für so viel Scham schäme und mich nicht traue mir Hilfe zu holen; manchmal liege ich bewegungslos auf dem Bett herum und dissoziiere vor mich hin…

Das ging ungefähr eine Woche, in der ich mit großen Schmerzen kämpfte – nicht nur psychisch, sondern auch körperlich. Meine Muskulatur war angespannt und ich hatte heftige Rückenschmerzen. Es fiel mir schwer, meine gewohnte Yogapraxis aufrechtzuerhalten. Doch Stück für Stück kam ich wieder zu mir, schaute meinen Schmerz an, ließ ihn nach außen. Und siehe da! Mir wurde geholfen. Ich bekam heilende Aufmerksamkeit, man hörte mir zu. Es wurde mir eine Reiki-Sitzung geschenkt, die mir zeigte, dass es neben dem Schmerz auch positive Gefühle gibt. Meine Gedanken klärten sich auf und das tiefe Tal war wieder überwunden. Erst im Nachhinein erkannte ich den Zusammenhang zwischen meinem Vorgespräch und meinem Zustand. Ich machte zur gleichen Zeit auch noch ein Online-Seminar von Karin Nickbath mit, was auch dazu beitrug, dass tiefe Prozesse angestoßen wurden.

Beim Nachtcafé wurde währenddessen erörtert, ob man meine Geschichte im Podcast zeigen könne. Die Mitarbeiterin arbeitete alles noch einmal durch und rief mich nochmals an, um ein paar Fragen zu klären. Diesmal war ich schon ein bisschen vorsichtiger mit mir. Das kurze Nachgespräch war jedoch auch nicht so intensiv. Sie sagte mir, dass sich das Team ein Interview gut vorstellen kann. Ich willigte ein und so kam es.

Interview mit Michael Steinbrecher 

Freitag, der 13. Januar, war dann das Interview mit Michael Steinbrecher. Ich hatte große Angst davor. Was würde passieren, wenn ich danach wieder so fertig sein würde? Doch ich war fest entschlossen, einfach durchzugehen, egal, was das Interview mit mir machen würde. Ich wollte mich mutig öffnen. Denn auch wenn ich diese tiefen Täler oft fürchte, lerne ich doch immer sehr viel von ihnen. Es ist, als würden tiefe, vergrabene Anteile zum Vorschein kommen, um von mir angesehen zu werden, damit sie in Frieden gehen können, mit meinem aktuellen Blick auf die Welt neu gefärbt und abgespeichert werden, sodass mein Handeln nicht mehr von diesem Schmerz unbewusst gesteuert wird.

Ich war nervös wie noch nie zuvor. Doch dann kam alles anders, als ich befürchtet hatte. Michael Steinbrecher und sein Team waren einfach Profis. Ich erkannte während des Gesprächs, dass sie meiner wirren Erzählung im Hintergrund meiner Geschichte einen roten Faden gegeben hatten. Der Fokus lag klar darauf, wie es für einen Vereinstrainer möglich sein kann, seine Tat durchzuführen. Schon die Stimme von Herrn Steinbrecher wirkte auf mich beruhigend. Nachdem die Technik gut eingerichtet war, stiegen wir auch schon direkt in das Interview ein. Ich wurde vorgestellt und mir wurden gezielte Fragen gestellt. Der Moderator fasste für mich schwierige Phasen in kurzen und prägnanten Sätzen zusammen, bei denen ich mich fusselig geredet und in Einzelheiten verloren hätte. Er war während des Gesprächs so empathisch und fühlte genau, wenn meine Erzählungen aufhörten. Er sprang ein, als ich einmal nicht mehr weiter wusste. Er führte mich wie ein Reiseführer, gekonnt durch meine eigene Geschichte. Schon bei seinen Fragen wusste ich genau, auf welchen Teil er hinaus wollte. Und ich war voll und ganz einverstanden, in welche Richtung das Gespräch ging. 

Eine Stunde Gespräch verging wie im Flug. Ich fühlte mich gesehen und gehört. Herr Steinbrecher legte seine volle Aufmerksamkeit auf mich und zeigte Mitgefühl. Es fühlte sich nach Heilung an. Herr Steinbrecher ist in meinen Augen eine wichtige Persönlichkeit in unserer Gesellschaft. Er setzt sich für etwas besseres in dieser Welt ein, indem er das wahre Leben zeigt. Dort hinschaut wo sonst nur ungern hingeschaut wird. Er und sein Team haben es geschafft, dass ich mich mehr als Teil dieser Gesellschaft sehen kann. Danach ging ich energiegeladener aus dem Gespräch. Erleichtert und stolz, dass ich mich getraut hatte. 

Folgen des Interviews 

Nach dem Gespräch kamen jedoch immer wieder Momente aus dem Interview hoch, die mir brennend heiß aufstiegen. Scham kam hoch für das, was ich alles erzählt hatte, und manchmal eine Verurteilung, dass ich nicht über den Survivor Circle geredet oder anderweitig auf mein Wirken aufmerksam gemacht hatte. Aber dann atmete ich, fühlte das Gefühl und es löste sich auf. Denn nichts wird jemals perfekt sein oder so, wie es meinen Vorstellungen entspricht. 

“Es gibt bei allem, was wir tun, immer den Teil, der transformiert werden kann.”

Das Perlengleichnis

Diese Vorstellung hilft mir sehr aufzustehen und etwas zu erschaffen und mich für das Erschaffene nicht zu verurteilen. Auch wenn ich das im ersten Moment tue, erinnere ich mich an eine Geschichte aus der Netflix-Doku “Stutz”. Dort erklärt der praxisbezogene Psychologe, dass man sich das Leben wie eine Perlenkette vorstellen kann. Und jede Entscheidung, jeder Weg und alles, was wir tun oder nicht tun, bedeutet eine Perle an der Kette. Nach und nach setzen wir eine Perle hinter die andere. Wenn wir die Perlen genauer betrachten, sehen wir, dass sich darin ein kleiner schwarzer Fleck befindet. Dieser Fleck bezeichnet den Teil im Leben, der immer da ist und der niemals ausradiert werden kann: die Unperfektheit in der gleichzeitigen Perfektion in allem Sein.

Mein Wunsch nach Aufklärung und Heilung

Ich bin sehr zufrieden. Das Interview mit Vorgespräch und allem, was dazugehört, war eine Reise mehr zu mir selbst. Ich habe mich auf einer neuen Ebene kennengelernt. Alte Schmerzen haben sich gezeigt und wurden transformiert. Mir haben ganz einzigartige Persönlichkeiten ihre Aufmerksamkeit geschenkt und ich bekam die Möglichkeit, meiner Mission zu folgen. Aufklärung über sexualisierte Gewalt. Für eine Welt, in der traumatisierte Menschen wie ich freier leben können. Schon allein die Tatsache, dass ich auf so einer hohen Ebene Gehör finde und ich weder dafür ausgelacht werde noch mir nicht geglaubt wird, ist pure Heilung für mich selbst. Und ich bin mir sicher, dass dies auch Heilung für andere Betroffene bedeutet, die diese Folge hören. 

Am 29.1.23 ist es soweit und das Interview wird ausgestrahlt. Jetzt im Nachhinein habe ich noch gefragt, ob meine Homepage verlinkt wird, sodass noch mehr Menschen von meiner Mission erfahren und Teil davon werden können. Glücklicherweise erklärten Sie sich dafür bereit 🙂

“Ich möchte nichts mehr anderes tun, als das, für das meine Seele brennt. Als Heiler auf dieser Welt einen wirklichen Unterschied zu machen.”

Vielleicht habe ich das auch schon, denn es fühlt sich verdammt danach an, wenn ich meinem inneren Rufen folge. doch höre ich nicht damit auf, bis es einen weltweiten Wandel gibt und Betroffene dieser Welt zusammenstehen. Sich zeigen und wir gemeinsam lernen, dass wir uns mit all unseren Emotionen, Stärken und Schwächen zeigen können. 

Mein Plan, ein Buch zu schreiben

Wir nicht mehr zum Weinen in den Keller müssen und nach außen hin so tun, als wäre alles in Ordnung. Alles nur Schein – so wird mein Buch heißen. Ich schreibe das hier jetzt bewusst, damit du mein Zeuge bist. Ich möchte ein Buch schreiben, über mein Leben, über die Gesellschaft und wie ich das Leben sehe. Das wird ein herausfordernder Weg, den ich schon oft begonnen habe und noch nicht bis zum Ende gegangen bin. Ich bete um Unterstützung und werde all meinen Mut brauchen, um diesen Weg durchzuhalten. Denn ich möchte meinen inneren Rufen Gehör geben. Dass in die Welt bringen, was wirklich aus mir geboren werden möchte. 

Falls du dir die Podcastfolge vom Nachtcafé angehört hast, würde mich hier in den Kommentaren interessieren, was du darüber denkst.

Mögest du glücklich sein.

Dein Peter

Hier findest du alle Informationen über den Survivor Circle

Peter Schwachhofer Survivor Circle

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2 Antworten auf „Von Scham, Schmerz und Heilung: Meine Reise zu mir selbst“

  1. Hi. Hier ist Dariuz. Ich habe eben Dein Podcast gehört und hat mich völlig umgehauen. Weil Deine Geschichte ein Spiegelbild ist , was ich erlebt habe. Ich leide heute noch unter den Trauma. und ich habe großen Respekt wie Du Dir Dein Leben so positiv umgewandelt hast. Den Mut und die Kraft. Ich hab eine Posttraumatische Belastung Störung und bin nicht mehr arbeitsfähig.. ich bin mit Dir mit meiner eigenen Geschichte durch den Podcast gegangen. ich würde gern mit Dir in Kontakt treten. Ich glaube Du könntest helfen wiev Du es geschafft hast. Ich bin leider immer noch gefangen trotz klinik und viele Therapien… Ich würde mich freuen wenn Du Dich bei melden würdest.

    Danke für dein Mut das öffentlich zu machen.. ich bin von Herzen tief berührt und auch getriggert worden und aber ich habe auch viel Kraft gespürt wie du das Interview gemacht hast
    Danke Dir
    Lieben Gruß Dariuz

    1. Lieber Dariuz,

      ich danke dir von Herzen für deine Nachricht. Manchmal denke ich meine Arbeit läuft ins leere und dann kommt so eine wundervolle Nachricht. Also ich kann den Dank nur zurück geben.

      Das Problem nicht arbeiten zu können haben die meisten, ich bin mit so vielen Betroffenen in Kontakt die das auch nicht können. Und ich tue mich auch nicht gerade leicht. An eine Anstellung mit einer 40 Stunden Woche ist da nicht zu denken. Meine Selbstständigkeit ist etwas völlig anderes. Da kann ich mir die Arbeit so einteilen wie es mir gut tut.

      Ich komme gerne mit dir in Kontakt und freue mich dich kennen zu lernen.

      Beste Grüße
      Peter

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